​

​

"Schräger Spaß mit dem „Tatortreiniger“ – Jan Holtappels inszeniert drei Folgen der kultigen Fernsehserie mit einem komödiantisch präzisen Schauspieltrio.

(...)Bange Frage und schnelle Antwort vorab: Wird das berühmte Vorbild gefährlich? Nicht wirklich. Holtappels inszeniert mit ordentlichem Sicherheitsabstand. (...)

Und funktioniert die Komik? Ja, ähnlich trocken und tief lotend wie beim Original, trotzdem auf weite Strecken ziemlich anders. (...)

Jan Holtappels packt aber noch was drauf. Er unterzieht die Einakter von Ingrid Lausund – so heißt die Theaterfrau hinter dem Meyer-Pseudonym – einem Härtetest. Er kreuzt sie mit Theaterstilen und -Moden. Die Minitragikomödien halten das aus.

Holtappels stellt die Schrägheitsparameter steiler ein, als sie es ohnehin sind, dreht den Absurditätsregler zwei, drei Stufen höher und montiert ein paar postdramatische Unterbrecherschalter. (...)

Der Folge „Nicht über mein Sofa“ gibt Jan Holtappels einen Dreh in Richtung britischer Kriminalkomödie, inklusive unheimlicher Gewitterstimmung. 

(...) „Der Fluch“ mit seinem durchgereimten Dialog-Duell kippt mittendrin in eine durchgeknallte Hit-Revue um. (...)

Für die finale Neonazi-Verspottung „Schottys Kampf“ zitiert Jan Holtappels die Regie-Klischees der alten Stückezertrümmerer. Sieht aus wie eine Volksbühnen-Etüde über die Castorf-Ära. Die Bühne vermüllt dabei in dem Maße, wie das neurechte Gequatsche – Schneider und Arnold lassen es herrenmenscheln – den guten Schotty aus der Fassung bringt."

​

Thomas Wirth, Fränkische Landesleitung, 12.12.2022

​

​